Ortsgeschichte
Allerheiligen Einst und Jetzt.
Die ältesten Funde menschlicher Besiedlung in unserer Gegend gehen bereits auf die Steinzeit zurück und finden sich auf dem Buchkogel bei Wildon. Unser Ortsgebiet selbst war damals durchgehend bewaldet, und es ist anzunehmen, dass sich die Menschen höchstens entlang der Stiefing bewegt und vielleicht auch angesiedelt haben. Die bewaldeten Hügel blieben jedoch weitgehend unberührt.
Erst kurz vor der Zeitenwende finden sich konkrete Hinweise auf Besiedlung unseres Ortsgebiets. Reste einer "villa rustica", eines römischen Gutshofes, sind nahe der Landesstraße in Feiting belegt, unweit davon findet sich ein stattliches römisch-norisches Gräberfeld im Wald von Siebing. Auch in der Nähe von Schloss Herbersdorf wurde eine trajanische Münze gefunden. Gehörte unsere Gegend auch zum Römischen Reich, so war die Bevölkerung doch größtenteils keltischer Herkunft, wie unter anderem die Namen und Trachten auf den Grabsteinen (z. B. in Seggau) belegen.
Völkerwanderung
Mit dem Untergang des Römischen Reiches kam auch für unsere Gegend eine unruhige Zeit, in der Höfe verlassen und neue gegründet wurden. Slawische Bauern wanderten ein und ließen sich als Bauern hier nieder, etliche Namen gehen auf diese slawischen Wurzeln zurück, so auch der Name Stiefing. Erst mit der Besitznahme unseres Gebietes durch die Bajuwaren (Bayern) und dem Beginn der systematischen Rodungs- und Siedlungspolitik der großen bayrischen Klöster wird die Geschichte unserer Gegend besser fassbar, da nun auch schriftliche Quellen vorhanden sind. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Nennungen so mancher Ortsteile (Payerhof als Hof eines Bayern, Siebing als Gründung des Klosters Suben, usw.).
Schloss Herbersdorf
Obwohl der Ort Allerheiligen seinen Namen von der hiesigen Kirche erhielt, war sein Schicksal über Jahrhunderte engstens mit dem Schloss Herbersdorf verbunden. Die Herbersdorfer sind als Wildoner Dienstmannen "de Herwigesdorf" erstmals 1147 urkundlich erwähnt, und etwa seit dieser Zeit existiert auch das Schloß Herbersdorf, in dessen Nähe Markwart von Herbersdorf 1218 eine Kirche für sich und seine Untertanen errichten ließ; um Schloss und Kirche sollte sich nach und nach das Dorf Allerheiligen bei Herbersdorf entwickeln. Die Herbersdorfer, die auch in einer zweiten Linie ein Schloss bei Stainz besaßen, erwarben in unserer Gegend zahlreiche Höfe und Ländereien und hatten die Herrschaft Herbersdorf bis 1609 inne, als diese mit dem Tod des letzten Herbersdorfers an die Glojacher überging. Die Glojacher waren als Bauernschinder übel beleumdet und mussten aufgrund hoher Steuerschulden Herbersdorf bald an die Jesuiten verkaufen.
Diese übernahmen die Herrschaft 1640 und begannen unmittelbar danach mit umfangreichen Umbauten, welche - mit Unterbrechungen - bis ins späte 18. Jahrhundert fortdauerten und dem Schloss weitgehend sein heutiges Gepräge verliehen. Die Jesuiten nutzten Herbersdorf vor allem als Sommerfrische für das Grazer Collegium, doch wurde 1680 wegen der in Graz wütenden Pest der Unterricht der Scholastiker der Grazer Universität - damals auch unter jesuitischer Führung - hierher verlegt. Mit jesuitischer Unterstützung wurde auch die Kirche des kleinen Ortes ungewöhnlich prächtig ausgebaut. 1773 ging die jesuitische Zeit zu Ende, der Orden wurde aufgelöst, die Herrschaft Herbersdorf fiel an den staatlichen Religionsfonds. Für die Untertanen brachte diese Periode radikale Veränderungen und große Unsicherheit, jedoch auch große Entlastungen mit sich, denn der Staat versuchte in dieser Zeit, das völlig veraltete und ungerechte System der Lehensherrschaft zu vereinheitlichen, später gar abzuschaffen und den Bauern eine sichere Existenz frei von herrschaftlicher Willkür zu schaffen.
Freiheitsheld Martin Rochus Teimer von Wildau
1812 kaufte der im Kampf gegen die napoleonische Besatzung ausgezeichnete Südtiroler, aus Schlanders stammende, Freiheitsheld Martin Rochus Teimer von Wildau Schloss und Herrschaft von Allerheiligen und lebte hier mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1838. Der Anteil Teimers an den Tiroler Befreiungskämpfen gleich hoch zu bewerten wie die von Josef Speckbacher und Andreas Hofer. Er war unter anderem Kommandeur der nordtiroler Truppen bei den Bergiselschlachten.
19.-20. Jh.
Von da an wechselte die Herrschaft achtmal den Besitzer, bis sie 1932 von Herta und Friedrich Nitsche, Edle von Hohenplan übernommen wurde, die sie in den schwierigen Zeiten der Rezession und des 2. Weltkrieges innehatten. Während der Kriegsjahre waren volksdeutsche Flüchtlinge und die "Volksdeutsche Mittlungsstelle" einquartiert. Die Familie Nitsche bewohnte lediglich den ersten Stock; kurzzeitig bezog eine ukrainische SS-Division hier Quartier. Auch nach Kriegsende blieb Herbersdorf von Plünderungen und Diebstählen durch Besatzer und selbst Teile der Dorfbevölkerung nicht verschont.
Die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und der Arbeitskräftemangel machten den Gutsbetrieb zunehmend unrentabel. 1958 gab Dr. Nitsche den landwirtschaftlichen Betrieb weitgehend auf und konzentrierte sich auf den Obstbau, doch auch dieser wurde mehr oder weniger im Nebenerwerb betrieben, das Schloss konnte dadurch nicht erhalten werden. 1988 wurde Herbersdorf an den Bauunternehmer Leitner verkauft und zu Mietwohnungen umgebaut.
Doch die Geschicke des Ortes hatten sich schon längst von denen des Schlosses getrennt. Mit der Aufhebung der Lehensherrschaft Mitte des 19. Jahrhunderts gingen wichtige Aufgaben an die neu geschaffenen Gemeinden über. Die ersten verbrieften Bürgermeister waren Johann Peinhart in Feiting und Franz Harkamp in Allerheiligen. Die gewählten Gemeinderäte befassten sich anfangs hauptsächlich mit der Erhaltung der Straßen und der Schule, mit Ansuchen um finanzielle Unterstützung durch die von ihnen verwaltete Armenkasse, oder um Aufnahme in die Heimatrolle. 1925 fiel der anfangs noch zu Allerheiligen gehörige Ortsteil Afram der Gemeinde Stocking zu. 1968 wurden die KG Feiting und Allerheiligen zur heutigen Gemeinde Allerheiligen zusammengelegt.
Wenn auch das bäuerliche Gepräge der Gemeinde erhalten blieb, so wurden zunehmend kleine Gewerbe angemeldet und immer mehr Allerheiligener suchten sich Arbeit außerhalb des Ortes und betrieben die Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb. Die Etablierung einer eigenen Raiffeisenkassa und später auch die Gründung zahlreicher Vereine veränderte den Lebensalltag der Allerheiligener nachhaltig und ließen aus der historischen Siedlung um Schloss und Kirche eine moderne Gemeinde werden.
Die Ortsgeschichte von Allerheiligen in sehr ausführlicher Form ist als Buch im Gemeindeamt Allerheiligen erhältlich.